Peziza vesiculosa

Peziza vesiculosa Bull.
Blasiger Becherling, Gedrängter Dungboden-Becherling


Am Donnerstag, den 1. Juli, fragte mich mein Arbeitskollege, ob ich einen gelben Pilz kenne, der in seinem Blumenkasten wächst. Er hat dann am Nachmittag 2 Fruchtkörper fein verpackt mit Blumenerde in die Firma mitgebracht. Ich dachte zuerst an eine Peziza. Zirka drei bis vier Zentimeter im Durchmesser. Außenseite und Innenseite glatt, gelblich bis ockerfarben. Das dürfte nicht zu schwierig sein, dachte ich mir und nahm den Pilz mit nach Hause. Ich habe ihn dann kurz im Mikroskop betrachtet und bin nach kurzer Recherche auf keinen Pilz gekommen, der zu diesem Fund gepasst hätte. Den einzigen Eintrag, der halbwegs passte, fand ich im “Fungi of Temperate Europe” unter dem Namen Sowerbyella imperialis. Da ich abends keine Zeit mehr hatte, um den Pilz genauer zu untersuchen, habe ich den Pilz mit anhaftendem Substrat bei mir in das Frühbeet “verpflanzt”
Am Samstag habe ich mich dann näher mit dem mysteriösen Kollegen beschäftigt.
Sehr überraschend war die heftige Amyloidreaktion auf Baralsche Lösung. Also kann es keine Sowerbyella sein. Nun eben doch eine Peziza dachte ich mir. Es folgte eine endlose Suche nach irgendwelche Beschreibungen in der Literatur die mit meinem Pilz Ähnlichkeit haben könnte jedoch leider ohne Erfolg. Es passten einfach zuwenige Merkmale um den Pilz eindeutig zu bestimmen. Entweder passten die Makroskopischen Merkmale nicht mit den Mikroskopischen zusammen oder umgekehrt. Nachdem ich den ganzen Nachmittag bis spät in die Nacht und unzähligen Präparaten später auf keinen grünen Zweig gekommen bin, habe ich schweren Herzens das Handtuch geworfen.
So musste ich meinem Arbeitskollegen die traurige Botschaft überbringen, dass ich leider mit der Bestimmung dieser Fruchtkörper erfolglos war, ihm aber auftrug, sollten sich frische Fruchtkörper bilden, mir dies unverzüglich kundzutun. So geschah es dann eine Woche später, dass mein Kollege mir mitteilte, es seien noch viel mehr dieser “komischen” Pilze gewachsen. Ich durfte sie dann am nächsten Tag nach Feierabend vor Ort begutachten und war überrascht, dass bei diesen neu gewachsenen Pilzen die Außenseite kleiig und nicht glatt wie bei den letzten Fruchtkörpern war.

Kleiig, das kann dann doch nur Peziza vesiculosa sein, der Blasige Becherling.
Und so war es dann auch. Alle Merkmale passten nun zusammen. Makroskopisch wie Mikroskopisch. Auch das Substrat, Blumenerde, Tomatenbeet – Sickstoffreicher Boden, passte hervorragend zu P. vesiculosa.

Die Fruchtkörper waren von 3 bis 7 Zentimeter im Durchmesser. Meist nicht rund, sondern eher oval.
Die Farben waren Gelblich, Ocker und honigfarben. Der Geruch unbedeutend pilzig. Die Fruchtkörper waren auf kleinen 0.5 bis 1 cm kleinen Stielchen platziert, die fest mit dem Substrat verwachsen waren.
Die Sporen waren durchschnittlich 18x9um und bis zu 20x10um gross.
Extrem stark war die amyloid Reaktion der Asci mit Lugolscher Lösung.
Nach längerem Suchen fand ich dann auch die septierten Paraphysen, wie sie in BK1 Seite 78 Abb. 54 beschrieben sind.

Und so durfte ich am darauffolgenden Tag meinem Arbeitskollegen mitteilen, dass seine “Pilzzucht” nun doch einen Namen hatte. Mittlerweile sind schon an die 40 Fruchtkörper zwischen den Tomatenstauden erschienen (da dürfen wir doch von einer Pilzzucht sprechen 😉).


Mykologische Datenbank
Mycobank
Tintling
Pilzflora Ehingen
Wikipedia
123 Pilze.de


So sahen die Fruchkörper aus, die ich zuerst erhalten habe:


Und hier die frischen Fruchtkörper eine Woche später: