Phaeotremella foliacea agg.

Phaeotremella foliacea (Pers.) Wedin
Syn.: Tremella foliacea
Blattartiger Zitterling

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Während unserer Vereinsexkursion vom 17. Oktober 2020 in Rankweil Gastra fanden wir an einem liegenden Eichenstamm schöne Fruchtkörper vom Blattartigen Zitterling. Der stattliche Knäuel, an der Basis zusammengewachsener, bernsteinfarbener, gallertfleischiger Lappen war in Gesellschaft zahlreicher, gelb leuchtender Fruchtkörper von Stereum hirsutum (Striegeliger Schichtpilz), an welchem der Zitterling wohl auch parasitierte. Unser Fund wurde ausgiebig fotografiert, später mikroskopiert und soll jetzt auch dokumentiert werden. Nun ja, mit gutem Gewissen bestimmte ich diesen in Feuchtperioden vorkommenden Gallertpilz aufgrund genügend vorhandener Literatur als Phaeotremella foliacea, Syn.: Tremella foliacea. Ich kannte diese Art schon seit “ewigen Zeiten“ und fand mein Wissen auch bestätigt im BK 2/27, Gh 670/3, Ja 36, Kr 1/121-123, Lx 591/3, MHK 2/202 und RH 61.

Wenige Tage später fand ich ebenfalls in Rankweil, jedoch diesmal im Valdunawald dunkelbraune Fruchtkörper einer verwandten Art des Blattartigen Zitterlings. Sie besiedelten das Stämmchen einer jungen, abgestorbenen, liegenden Lärche und parasitierten an Stereum sanguinolentum (Blutender Nadelholz-Schichtpilz). Ich war mir sicher, dass dieser Zitterling nun Phaeotremella frondosa, Syn.: Exidia saccharina (Kandisbrauner Drüsling) sein muss. Über diesen „Doppelgänger“ freute ich mich ganz besonders, weil mir dieser Fund eine gute Möglichkeit bot, nun die Unterschiede beider Arten in der MIP (Mitglieder-Informations-Plattform) vorstellen zu können. Dazu wurde wieder fotografiert und mikroskopiert und zur Sicherheit auch die Literatur studiert. Angaben zu Phaeotremella frondosa fand ich im Gh 674/3, Kr 1/103-104, Lx 584/3, MHK 2/198 und RH 63/2. Da mir auch diese Fruchtkörper keine Sporen gönnten, aber eigentlich genau so blattartig ausgebildet waren, wie jene auf der Eiche, kam ich langsam doch ins Grübeln. Außer der wesentlich dunkleren Färbung sowie den verschiedenen Substraten und den Wirten, auf welchen sie parasitierten, fand ich eigentlich keine Unterschiede. Also ging ich nochmals gewissenhafter über die Bücher und las im BK, dass die Laubholz besiedelnde Tremella foliacea seltener auch an Nadelholz vorkommen kann. In anderen Büchern ist Ähnliches zu lesen, nur ist es mir bisher leider nicht besonders aufgefallen und so habe ich diese wichtige Einzelheit vorerst nicht beachtet.

Somit war ich nun an einem Punkt angelangt, an welchem ich aufgrund der Literatur glauben musste, dass es sich sowohl bei unserem Fund an Eiche, als auch bei meinem Fund an Lärche um die gleiche Art, nämlich um Phaeotremella foliacea handelt. Jedoch fand ich erst kürzlich im Internet (Pilzforum.eu) zu diesem Thema einen wertvollen und vor allem wesentlich jüngeren Beitrag https://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1787.0.html von Dr. Christoph Hahn. Aus diesem Beitrag von Christoph ist zu entnehmen, dass die Gattung Tremella nach einer Studie aus dem Jahr 2018 von Spirin et al aufgespalten und neu geordnet wurde. Ich muss ja nicht mehr besonders erwähnen, dass meine gesamte Literatur schon deutlich vor 2018 heraus gegeben wurde und somit insofern veraltet ist. Zu seinem Beitrag hat Christoph einen „Schlüssel des Phaeotremella-foliacea-Aggregats (von C. Hahn nach der Studie von Spirin et al 2018)“ angehängt. Demnach sollte nun nach aktuellem Stand unser Fund an Eiche Phaeotremella frondosa heißen und mein Fund an Lärche Phaeotremella foliacea sein. Auf Deutsch würde ich P. frondosa „Blattartiger Laubholz-Zitterling“ und P. foliacea „Blattartiger Nadelholz-Zitterling“ nennen. Bei keinem der beiden verschiedenen Funde konnte ich ein Schwärzen feststellen. Allerdings ist es bedauerlich, dass beide Funde keine reifen Sporen abgaben und somit dieses Bestimmungsmerkmal leider fehlt. Trotzdem konnte ich jetzt wieder einmal nur durch meine erweiterten und zeitaufwändigen Nachforschungen nach zahlreichen Änderungen doch noch zu einem befriedigenden Ergebnis gelangen.

Abschließend erlaube ich mir darauf hinzuweisen, dass ich mir erst durch meine Arbeit für die MIP so manches zusätzliche Wissen angeeignet habe. Deshalb möchte ich alle Mitglieder des PKVV ermutigen, selber auch einmal ein Pilzporträt zu erarbeiten, um sich dadurch auch selber weiter zu bilden. Ein ausführlich, selber erstelltes Pilzporträt erweitert enorm das bisherige Pilzwissen des Verfassers!


Mykologische Datenbank
Mycobank Database
Wikipedia