Pistillaria spathulata

Pistillaria spathulata Corner
Syn.: Typhula spathulata (Ecke) Berthier
Spatelförmiges Sklerotienkeulchen 

Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Gerne erinnern wir uns an unsere Vereins-Exkursion vom 17. Oktober 2020 in Rankweil Gastra, auf dem „Pfarrschrofen“. Unserem Mitglied Irma Untersaubach sind wir ganz besonders für ihren genialen Vorschlag dankbar, die Vereins-Exkursion in diesem Gebiet durchzuführen. Immerhin konnten wir dort 126 herrliche Funde für unsere gemeinsame Fundliste notieren. Auf dem Platz, an welchem wir bereits schon bei unserer Vor-Exkursion prächtige Exemplare der Rhizina undulata (Wurzellorchel) und der Phaeotremella frondosa (Blattartiger Laubholz-Zitterling) fanden, entdeckte ich dann während unserer Vereins-Exkursion auf ca. 515 m ü. A. einige sehr winzige Keulchen auf einem 8 mm dicken, berindeten Zweig eines liegenden Fichtenastes. Die 2-3 mm hohen, weißen Keulchen wuchsen leicht büschelig aus der nassen Rinde hervorbrechend.

Eigentlich vermutete ich, dass die Bestimmung keine große Sache werden wird. Jedoch bastelte ich den gesamten Sonntag bis tief in die Nacht mit Mikroskop, Jülich und Internet daran herum und kam leider auf keinen grünen Zweig. Am nächsten Vormittag nahm ich von G. J. Krieglsteiner den Band 2 der “Großpilze Baden-Württembergs” zur Hand und fand auf Seite 52 Typhula spathulata, deren Beschreibung noch am besten zu meinem Fund passte und nahm stark an, dass ich damit endlich richtig liege. Krieglsteiner schrieb sinngemäß, dass die Basidiocarpien 2-8 mm groß sind, mit zumeist spatelförmiger Keule und im Verhältnis hierzu deutlich kürzerem Stiel, welcher lange, spitz zulaufende Haare aufweist. Die Fruchtkörper sind weißlich-hyalin und später leicht cremefarben. Sie wachsen einzeln oder bis zu dritt auf einem unter der Rinde anhaftenden, gelhaltigen Sklerotium. Laut Mycobank heißt Typhula spathulata aktuell Pistillaria spathulata. In der Gattung Pistillaria (Fadenkeulchen) findet man zahlreiche verschiedene Arten, von denen unglaublich viele nahezu gleich aussehen.

In der Österr. Datenbank fand ich wohl 8 verschiedene Fadenkeulchen-Arten, aber eine „spathulata“ war nicht dabei. Meine mikroskopischen Ergebnisse waren eigentlich ziemlich unbefriedigend und im Jülich hoffte ich auch vergeblich mit Typhula abietina weiter zu kommen. So war ich mir mit Pistillaria spathulata dann doch nicht mehr so hundertprozentig sicher, außerdem sollte ein Erstfund für Österreich doch auch noch von kompetenterer Stelle überprüft werden. Zudem lief mir die Zeit ebenfalls schon längst davon und bevor ich noch länger an meiner Bestimmung herum murxe, entschied ich mich, das Fichtenästchen mit den noch frischen Winzlingen zur klaren Absicherung an Frau Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Krisai-Greilhuber, in die Universität Wien zu senden. Ich bat Irmgard ganz herzlich um ihre alles entscheidende  Nachbestimmung.

Am 23. 10. 2020 antwortete Irmgard per Mail: „Servus Hansjörg, jetzt hab ich mir die Typhula vorgeknöpft. Mal abgesehen davon, dass ich keine Amyloidität erkennen konnte, komme ich einstweilen zum selben Ergebnis wie du, Typhula spathulata. Ich habe eine der Keulchen fürs Sequenzieren vorbereitet, mal sehen, ob es klappt (sind viele Kontaminationen unmittelbar daneben gewesen, Pyrenos, Schimmelpilze, die da eventuell einen Strich durch die Rechnung machen). Danke jedenfalls fürs Schicken. Liebe Grüße zu euch nach Vorarlberg! Irmgard“. Mit dieser Nachricht hat mir Irmgard vorerst schon einmal eine sehr große Freude gemacht und ich war gerne bereit, auch noch das Ergebnis der Sequenzierung abzuwarten.

Am 06. April 2021 erreichte uns dann folgende Nachricht von Irmgard: „Für die Spathularia hab ich grad noch einmal eine Analyse laufen lassen und es gibt mittlerweile eine neue norwegische Sequenz von T. spathulata. Vorher gab es offensichtlich noch keine, d.h. meine war die erste und dann findet man natürlich keine gute Übereinstimmung. Jetzt ist das also geklärt und die von Hansjörg stimmt mit nur einer Base Abweichung mit T. spathulata überein. Das passt. LG Irmgard“.

Die absolute Sicherheit, dass mein Fund von unserer Vereins-Exkursion vom Oktober 2020 nun gültig bestimmt wurde, ist ein wunderbares Gefühl und ich kann Irmgard nur von ganzem Herzen für ihre geleistete Arbeit danken. Dass diese unscheinbaren Pilzchen in Österreich vorher noch nie kartiert wurden, scheint mir nur noch eine zusätzliche, bemerkenswerte Information zu sein.


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