Tomentella bryophila

Tomentella bryophila (Pers.) MJ Larsen
Rostgelbes Filzgewebe, Rostgelber Rundspor-Filzpilz, Gelbsporiger Rundspor-Filzpilz


Fundbeschreibung von Hansjörg Kevenhörster

Während unserer Vereinsexkursion vom 08.08.2020 in Dornbirn Kehlegg hob Günter Stadler einen berindeten Fichtenast vom Boden auf, an dessen Unterseite ein eher unansehnlicher Belag zu sehen war. Günter fragte mich, ob dieser Fund interessant sein könnte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich momentan für dieses spinnwebartige, wie ein Schimmel oder rottendes Myzel aussehende, filzige Etwas keine besondere Begeisterung aufbringen konnte. Schlussendlich nahm ich dann doch einige Proben davon, mit der Bemerkung, dass es sehr fraglich ist, daraus eine klare Pilzbestimmung zu erzielen. Die verpackten Proben lagen dann zwei Tage lang bei mir zu Hause im Kühlschrank, weil vorher noch einige andere Frischpilze bearbeitet werden mussten. Während dieser Zeit hatten Milben oder andere winzige, mit freiem Auge nicht sichtbaren „Monster“ klammheimlich den nahezu gesamten  Filzbelag von der Baumrinde abgefressen. Nur noch ganz kleine Fragmente waren zum Fotografieren und Bestimmen übrig geblieben. Glücklicherweise reichten sie aus, um nach Breitenbach/Kränzlin, Band 2, Beschreibung Nr. 244 zu einer eindeutigen Bestimmung zu gelangen. Tomentella bryophila hat wunderschöne, rundliche, bräunlichgelbe Sporen mit bis zu 3 µm langen, spitzen Stacheln und sehr markante Hyphen sowie keine breiten Hyphenstränge und auch keine Zystiden. Zum Verwechseln ähnlich wäre Tomentella pilosa (BK 2/248), aber dieses Filzgewebe hätte bis zu 200 µm breite Hyphenstränge, kürzere Stacheln an braunen Sporen und 50-100 µm lange Zystiden. T. bryophila hat lediglich zystidenartige Hyphenenden. Nun bin ich wirklich sehr froh, Günters Fund doch bearbeitet zu haben. Die nachfolgenden Fotos zeigen wieder einmal, welche faszinierenden Schönheiten in einem zunächst dürftig wirkenden, eher unansehnlichen Fund, den man üblicherweise lieber unbeachtet lassen möchte, verborgen sein können.
Laut Wikipedia soll es weltweit schätzungsweise ca. 80 Tomentella-Arten geben. In den „Studien der tomentelloiden Pilze in Deutschland“ von Frank Dämmrich mit Zeichnungen von Frau Dr. H. Maser, veröffentlicht in der Zeitschrift für Mykologie, Band 72/2, 2006, Seiten 167-212, wurden 31 Tomentella-Arten aufgeschlüsselt und genauestens beschrieben. Bevor ich diese Studien entdeckte, bestimmte ich nach B/K und mikroskopierte nur mit Wasser. Ich hatte Sporengrößen (gemessen ohne Stacheln) von 7-10 µm, nahezu farblose Basidien und dunkelbraune, dickwandige, teilweise inkrustierte, 4-7 µm breite Subikulumhyphen mit deutlichen Schnallen an den Septen. Glücklicherweise ist Tomentella bryophila eine der 7 im B/K angeführten Tomentella-Arten und die von mir festgestellten Mikromerkmale decken sich genau mit den Beschreibungen aus B/K und von F. Dämmrich. Im Buch „Die Pilze Österreichs“ (Verzeichnis und Rote Liste 2016) scheinen auf Seite 516 die Funde aus unserem Bundesgebiet mit insgesamt 29 Tomentella-Arten auf, wovon 6 Arten aus Vorarlberg gemeldet wurden. Gerhard Koller aus Mattersburg schrieb mir in seinem Mail vom 07.11.2013 zu Tomentella, dass es sich hierbei um eine extremst schwierige Gattung handelt, weil es je nach Mykologen teilweise ganz verschiedene Auffassungen gibt und weil es für eine Beschäftigung mit dieser Gattung einer langjährigen Erfahrung bedarf.