Hypoxylon macrocarpum

Hypoxylon macrocarpum Pouzar
Großfrüchtige Kohlenbeere
ein häufiger Vertreter zahlreicher „Doppelgänger“ von Hypoxylon rubiginosum (Ziegelrote Kohlenkruste)


Porträt von Hansjörg Kevenhörster

Wir hören und lesen sehr wenig von Hypoxylon macrocarpum.
Hauptgrund für die seltene Kartierung dieses Pyrenomyzeten (Kernpilz) dürfte – wie so oft – in der Unkenntnis liegen, aber auch in der Tatsache, dass diese Art nicht einfach nur im Vorbeigehen bestimmt werden kann. Da es zahlreiche Arten gibt, die Hypoxylon rubiginosum täuschend ähnlich sehen, sollten alle krustenförmigen Kohlenbeeren mit einem roströtlichbraunen bis schwärzlichen Stroma für eine makroskopische Bestimmung zumindest aufgrund ihrer KOH-Reaktion getestet werden. Es könnte sich beispielsweise auch um H. petriniae, H. perforatum oder H. vogesiacum sowie um die seltenere H. julianii, H. rutilum oder H. salicicola handeln. Detailliertere Ausführungen zu diesen verschiedenen Arten sind im Internet zu finden unter: „Hypoxylon rubiginosum und ähnliche Arten“ sowie in der Plattform „pyrenomycetes.free.fr“.

In diesem Pilz-Portrait möchte ich auf die wie eine Ziegelrote Kohlenkruste aussehende Hypoxylon macrocarpum (Großfrüchtige Kohlenbeere) aufmerksam machen. Vorteilhaft ist, dass man zur Bestimmung dieser Art nicht einmal mikroskopieren muss, da alle besonderen Merkmale makroskopisch und bereits schon am Fundort feststellbar sind. Hierzu sind drei verschiedene Tests möglich, die allerdings etwas Zeit kosten. Wer sich dafür keine Zeit nimmt, aber auch nicht mikroskopiert, kann leider nur vermuten, dass es sich um die Ziegelrote Kohlenkruste handeln könnte. Dadurch besteht jedoch keinerlei Bestätigung für eine sichere Bestimmung, die zudem auch viel Freude bereiten würde.

Zur makroskopischen Bestimmung eines krustenförmigen Pyrenomyzeten sollte zuerst ein größeres Stück des Stromas mit dem darunter liegenden Substratholz flächig abgeschnitten werden (siehe Bild Nr.1). Dann riecht man an der frischen Schnittfläche des Substratholzes. Ist kein spezifischer Geruch festzustellen, dann kann es sich bei der Kruste z.B. um Hypoxylon rubiginosum handeln. Stellt man jedoch einen deutlich aromatischen, ganz speziellen Geruch, den man als leicht süßlich und an Vanille erinnernd bezeichnen könnte fest, so handelt es sich ziemlich sicher um Fruchtkörper von Hypoxylon macrocarpum. Die Stromata selbst sind geruchlos. Nur das darunter liegende Holz frischer Exemplare weist diesen speziellen Geruch auf, welcher aber bei getrockneten Herbar-Belegen unwiederbringlich verschwindet.

Wie zum Bestimmen aller stromabildenden Pyrenomyzeten bricht oder schneidet man das Stroma der abgelösten Probe senkrecht durch, um mit der Lupe Formen und Größe der Perithezien zu überprüfen. Bei Hypoxylon macrocarpum stehen die besonders großen, (daher der deutsche Name) ovalen bis röhrenförmigen Perithezien aufrecht und meist einschichtig im Stroma (siehe Bild Nr.2 in 45facher Vergrößerung). Im Unterschied dazu sind jedoch bei der Hypoxylon rubiginosum die Perithezien wesentlich kleiner, kugelig und mehrschichtig im Stroma verteilt (siehe Abb. BK 1/342).

Abschließend erfolgt noch der KOH-Test. Hierzu werden ca. 2-3 Tropfen KOH in ein weißes Kunststoffdeckelchen gegeben und dazu ein kleines Stück oder einige Brösel aus der Oberfläche des Stromas beigefügt. Evtl. mit einem Zahnstocher kann alles leicht vermischt werden und schon ist das Farbergebnis sichtbar weil das KOH die entscheidenden Farbpigmente aus dem Stroma heraus löst. Bei Hypoxylon macrocarpum färbt sich die Lösung zu einem düsteren Graubraun (siehe Bild 3). Hingegen würde bei Hypoxylon rubiginosum die Farbreaktion ein frischeres Orangerot ergeben. Zum Testen der Farbreaktion mit KOH sollte man möglichst eine ca. 10-prozentige Kalilauge verwenden. Die Farbpigmente lösen sich im KOH sehr schnell und der Farbton der ersten 10-20 Sekunden gilt als brauchbares Ergebnis. Nach längerer Zeit oder mit höher prozentiger Lauge kann die Lösung stark nachdunkeln und verfälscht so das Ergebnis. Für die hier beschriebene makroskopische Bestimmung in der Natur sollte man sich allerdings schon vorher mit folgenden Utensilien ausrüsten: Messer, Lupe, KOH 10%, Schälchen, Zahnstocher und Papiertaschentuch.

Hypoxylon macrocarpum habe ich bisher meistens auf Esche und auf Hasel im Auwald gefunden. Es werden aber auch noch weitere Wirte angegeben, wie z.B. Buche, Ahorn, Weide und Ulme etc. Es wird auch angeführt, dass die reifen Stromata von Hypoxylon macrocarpum einen typischen metallischen Glanz haben. Die Fruchtkörper in Form von 1-2 mm dicken, meist höckerigen Krusten mit variablen Farben von weinrot, rostrot bis braunschwarz überziehen flächig in länglichen Streifen von mehreren cm hauptsächlich entrindetes Totholz. Ergänzend sollen hier noch die Sporenmaße angegeben werden. Bei Hypoxylon macrocarpum sind sie im Mittel um 10,5 x 4,4 µm, während sie bei Hypoxylon rubiginosum um 10,1 x 4,4 µm liegen. Dieser geringe mikroskopische Unterschied macht für eine sichere Bestimmung auch eine genauere Überprüfung der makroskopischen Merkmale erforderlich.


Datenbank der Pilze Österreichs
Mycobank
https://www.univie.ac.at/oemykges/wp-content/uploads/2016/11/Hypoxylon-rubiginosum-und-%C3%A4hnliche-Arten.pdf
http://pyrenomycetes.free.fr/hypoxylon/html/Hypoxylon_macrocarpum.htm
https://www.wsl.ch/didado/fungusweb2.search_map?sprache_app=D